Deine Selbstzweifel – warum du sie hast und wie du sie in Selbstvertrauen umwandelst
- Katharina Schneider
- 2. Nov.
- 6 Min. Lesezeit
Wenn du unter Selbstzweifel leidest und nicht in deine Kraft kommst, weil zu viel Unsicherheit dich blockiert, dann ist dieser Beitrag für dich.

Selbstzweifel kennt wirklich jeder. Aber wenn du zu viel davon im Gepäck hast, kann das zur Folge haben, dass dein gesamtes Leben in der Warteschleife festhängt. Das kannst du zum Beispiel daran merken, dass du deine Pläne immer wieder aufschiebst, dass du mit Elan etwas beginnst und beim ersten Gegenwind alles hinschmeißt oder erst gar nicht anfängst, deine Ideen zu verwirklichen.
Das Traurige ist, dass viele Menschen aus lauter Selbstzweifel ihr Potenzial ungenutzt lassen. Im schlimmsten Fall plätschert das Leben dann so vor sich hin und ist irgendwann zu Ende.
Zum Glück hast du aber die Wahl! Du kannst jederzeit dafür losgehen, innere Begrenzungen aufzulösen und ein Leben zu wählen, wie du es dir wünschst und wie es für dich funktionieren kann. Dafür ist es wichtig – und das sage ich ganz oft –, dass du Bewusstsein bekommst.
Dafür soll dieser Beitrag da sein: dass wir das Thema Selbstzweifel näher beleuchten und verstehen, was eigentlich abläuft. Wir machen uns also bewusst, was Selbstzweifel sind, wie sie entstehen und wie wir sie auflösen können.
Also, los geht’s!
Wenn wir besser verstehen wollen, was Selbstzweifel eigentlich sind und wie sie entstehen, dann ist es sehr spannend und aufschlussreich, sich das Wort genauer anzuschauen. Dafür zerlegen wir es zunächst in die zwei Wortteile Selbst und Zweifel.
Der Zweifel
Im Althochdeutschen hieß das Wort ursprünglich zwival und hatte folgende Bedeutung: zwi für zwei und val meinte einen Gegenstand, der gespalten oder gefaltet war. Zwival hat man also dann gesagt, wenn man ausdrücken wollte, dass etwas in zwei Teile zerlegt ist.
Heute gebrauchen wir das Wort im übertragenen Sinne und meinen aber das Gleiche. Der Zweifel drückt aus, dass wir in einem Zustand gespalten sind und zwischen zwei Möglichkeiten
hin- und herschwanken.
Sagt sie die Wahrheit – ja oder nein?I
st das Produkt echt oder gefälscht?
Ist der Job der richtige oder nicht?
Wird das Wort groß oder klein geschrieben?
Ja oder nein? A oder B?
Wenn wir im Zweifel sind, sind wir mit etwas unschlüssig, unsicher, haben Bedenken und haben uns noch nicht klar positioniert.
Dabei ist wichtig zu bemerken, dass Zweifel sich auf etwas im Außen Liegendes beziehen. Ich, die den Zweifel hat, schwanke in Bezug auf etwas, das vor mir liegt und zu dem ich mich verhalten kann.
Kommen wir nun zu dem ersten Wortteil, dem Selbst.
Das Selbst
Das Selbst wurde in Philosophie, Psychologie und Theologie auf vielerlei Weise untersucht. Ich will es hier einfach halten und von meinem eigenen intuitiven Verständnis ausgehen:
Für mich ist das Selbst das, was ich bin – mein innerster Kern, mein Wesenskern, das, was mich einzigartig macht. Es ist das, was aus mir selbst heraus existiert, meine eigenen Qualitäten, mein individueller Ausdruck.
Was passiert also beim Selbstzweifel?
Wenn man nun beide Wortteile zusammenfügt, wird es deutlich. Auch im Selbstzweifel liegt – wie im Wort Zweifel auch – eine Spaltung bzw. eine Zweigeteiltheit vor.
Aber nun sind es nicht mehr die Optionen außerhalb von mir, mit denen ich im Zweifel bin, sondern jetzt geht es um die Gespaltenheit zwischen dem Außen und meinem Inneren, meinem Selbst!
Das bedeutet, dass ich mich einerseits auf etwas beziehe, das außerhalb von mir existiert, und andererseits eine innere Stimme wahrnehme, die aus mir heraus spricht.
Was ich damit meine: Du hast Impulse, die aus dir heraus entstehen, deren Schöpfer du bist und die dir und deiner Persönlichkeitsstruktur vollständig zu eigen sind. Dem gegenüber stehen die „Stimmen“ der Welt außerhalb von dir.
Alles, was durch Kreationen, Meinungen, Wertungen und Überzeugungen anderer repräsentiert wird, kann als diese „Stimme da draußen“ zusammengefasst werden.
Ein Beispiel aus dem Leben
Nehmen wir Sarah.
Sarah liebt das Kochen und Backen und geht dem mit Leidenschaft nach. Sie hat die Idee, ein eigenes Kochbuch zu gestalten. Dieser Impuls kommt von innen, und er fühlt sich stimmig, lebendig und freudig an.
Um Inspiration zu bekommen, schaut sie sich dann auf dem Buchmarkt näher um. Was sie sieht: raffinierte Rezepte, bildgewaltige Stories und preisgekrönte Titel.
Plötzlich wird Sarah kleiner. Ihre innere Stimme wird leiser, sie spürt ein dumpfes Gefühl im Kopf und Schwere auf der Brust. Sie denkt: Wer bin ich denn, dass ich da mithalten könnte?
Und sie legt ihr Projekt auf Eis.
Was ist passiert?
Das ist Selbstzweifel in Reinform – und er hat bei Sarah zugeschlagen. Sie hat sich von dem beeindrucken lassen, was bereits von anderen erschaffen wurde, statt sich weiter dem zuzuwenden, was aus ihr heraus entstehen möchte.
Der Bruch entsteht, wenn du also dem Außen mehr Bedeutung und Gewicht beimisst, als auf deine innere Stimme zu hören. Die lauten Stürme im Außen übertünchen dann die (leisen) eigenen Impulse.
Wie Selbstzweifel entstehen
Warum viele Menschen an sich zweifeln und in diesem Muster feststecken, hat tiefere Ursachen. Wir als Gesellschaft teilen seit Generationen ein kollektives Trauma: das Trauma von Vergleich und Bewertung.
Wir wachsen in einer Welt auf, die von Tag eins an auf Vergleich und Bewertung aufgebaut ist. Schule, Noten, Leistung, Messbarkeit – ein System, das Individuelles unsichtbar macht und das Außen zum wichtigsten Bezugspunkt erhebt.
Viele von uns haben früh gelernt, sich selbst zurückzustellen, um „richtig“ zu sein.
Um zu gefallen. Um reinzupassen. Um keine Angriffsfläche zu bieten. Um nicht bloßgestellt zu werden.
Die Folgen davon sind dramatisch. Denn mit der Zeit überlagert das Außen die eigene innere Stimme. Wir hören schlichtweg auf, den inneren Impulsen zuzuhören. Wir lernen, dem zu folgen, was Instanzen außerhalb von uns für richtig und gut erachten.
Und da wir so wenig ermutigt werden, auf unsere eigene Stimme zu hören, verlieren wir später sprichwörtlich den Mut. Wir trauen uns nicht, weil wir nicht gelernt haben, auf unser Innerstes zu vertrauen. Und genau deshalb sind Selbstzweifel so weit verbreitet.
So verlässt du die Selbstzweifel-Falle
Die gute Nachricht ist: Selbstzweifel sind wandelbar. Du kannst sie in Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen verwandeln. Die Transformation beginnt dort, wo du den Vergleich bewusst sein lässt. Dich zu vergleichen ist Selbstverletzung – es raubt dir deine Kraft. Du musst aufhören, das Außen permanent als Messlatte oder Referenz zu benutzen.
So wie es deinen Fingerabdruck kein zweites Mal auf der Welt gibt, so gibt es auch dich in all deinen Facetten kein zweites Mal. Also frage ich dich – mit wem oder was willst du dich dann vergleichen? Wer da draußen sollte dir den Weg weisen? Keiner ist wie du!
Deine Kombination aus Fähigkeiten, Stil, Persönlichkeit, Humor, Tiefe, Erfahrung und Energie ist absolut einmalig. Und das ist eine durch und durch gute Nachricht. Du kannst den Lärm da draußen also getrost ignorieren und dich voll und ganz deinem Inneren zuwenden.
Wenn du große Selbstzweifel hast, dann passiert der Wandel wahrscheinlich nicht sofort. Du wirst erst wieder lernen dürfen, die innere Stimme überhaupt wahrzunehmen. Was sind denn eigentlich meine inneren Schätze? Mit welchen Talenten und Interessen bin ich denn ausgestattet? Wie will ich mich in dieser Welt ausdrücken? All diese Fragen müssen vielleicht erst beantwortet werden.
Deine inneren Impulse sind immer auf Sendung. Du erkennst sie an Freude und Leichtigkeit. Freude, Leichtigkeit und Lebendigkeit sind deine Wegweiser.
Wenn du dich wieder an dich erinnerst – an dein Können –, löst sich die Zweigeteiltheit auf. Die innere Stimme tritt aus dem Hintergrund hervor und wird wieder zu einem verlässlichen Kompass. Es ist keine Trotzreaktion gegen das Außen, sondern ein mutiges „Ich weiß, wer ich bin“.
Egal, wie unbedeutend und klein du dich gerade fühlen magst – vertraue darauf, dass deine innere Weisheit dich führt.
Es gibt tausende Kochbücher – aber noch keins, das so ist wie das von Sarah. Oder wie deines.
Schau einmal ehrlich hin: In welchem Lebensbereich spürst du gerade Selbstzweifel? Welche äußere Größe, Meinung oder Erwartung hat so viel Macht über dich bekommen, dass du dich so klein machst?
Erkenne die zwei Anteile in dir – den, der nach außen gerichtet ist, und den anderen Teil, der aus dir heraus spricht.
Gibst du dem Außen mehr Gewicht als dir selbst?
Und jetzt stell dir vor, es gäbe niemanden auf der Welt, mit dem du dich vergleichen könntest, der dich bewertet oder der als Maßstab dient. Tu einmal so, als wäre das schlichtweg nicht möglich.
Was fühlst du? Nimmst du einen Unterschied wahr? Wird es entspannter, leichter? Wird der Raum weiter?
Wenn du das fühlen kannst, bist du mit dir selbst verbunden. Genau dort beginnt Heilung – und genau dort endet Selbstzweifel.
Ich wünsche dir den Mut, du selbst zu sein, und die Freude beim Entdecken deiner vielen Möglichkeiten!
Deine Katharina



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